Auf dem Bauernhof "Sprengenöd", 40 Kilometer von München entfernt und zwischen den Orten Eurasburg und Beuerberg gelegen, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Es gibt keine geteerten Straßen, keine Melkmaschinen, keine getrennte Tierhaltung. Doch jetzt verändert sich alles, sehr zum Leidwesen der 77-jährigen Bäuerin, die den Hof noch immer nicht verlassen hat. Irgendwo zwischen Eurasburg und Beuerberg liegt Sprengenöd. Früher war es ein kleines Königreich - der größte und schönste Bauernhof der Gegend, mit Pensionshaus, Ausflugslokal und einem Sägewerk. Dort lebten die Bäuerin Sophie Geisberger, ihr Mann Jakob, der Sohn Sepp mit Frau, Tochter und Sohn. Das Unglück kam mit der Schwarzbrennerei, die Sepp in großem Stil und lange unbehelligt betrieb. 1978 wurde er jedoch anonym angezeigt, wahrscheinlich aus Missgunst wegen seiner Dumpingpreise, mit denen er den Markt diktierte. Zunächst war die Sucherei nach der Brennerei erfolglos, doch schließlich rückten 40 Bundeswehrsoldaten an und hoben die mit Sonden georteten Tanks aus. 1980 wurde Jakob, so behauptet er selbst, vom Hof verjagt - vom eigenen Sohn. Niemand spricht seitdem von ihm. 1983 ging dann auch Sepps Frau Isi und nahm ihre Kinder mit. Heute leben von den Geisbergers nur noch die Altbäuerin und ihr Sohn Sepp auf dem Hof. Die Familie musste viel Land verkaufen, um die Steuernachzahlung und die Strafe für die Schwarzbrennerei zu zahlen. Sepp arbeitet nun im Sägewerk, aus der Pension hat er eine Art Asylbewerberheim gemacht. Auf dem Hof leben nun neben Sophie Kurden, Griechen, Russen, Türken, Bulgaren, deutsche Sozialempfänger, Tagelöhner sowie der Rentner Kurt. Sophie genießt bei ihnen höchsten Respekt und wird als Autoritätsperson anerkannt. Aus dem einst urigen Ausflugslokal ist inzwischen ein Nobelrestaurant geworden, in dem sich die Münchner Schickeria trifft. Nur Sophie hat sich nicht geändert, in ihrer Welt scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Eineinhalb Jahre lang hat die Filmemacherin Dagmar Wagner regelmäßig den Hof Sprengenöd besucht und Sophie und die anderen Bewohner befragt. Ihr gelang ein "Protokoll einer umfassenden und unwiderruflichen Auflösung" (Süddeutsche Zeitung), das ebenso authentisch wie atmosphärisch wirkt. Mit dem Dokumentarfilm beendete die Regisseurin ihr Studium an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) und wurde sogleich mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet. "Das Ei ist eine geschissene Gottesgabe" war auch im Kino ein sensationeller Erfolg. Inzwischen hat Dagmar Wagner mit "Lupo und der Muezzin" (1998) und etlichen Drehbüchern für Kino- und Fernsehfilme auch ihre Begabung für das fiktionale Kino bewiesen.
(BR Fernsehen)
Cast & Crew
- Regie: Dagmar Wagner
- Drehbuch: Dagmar Wagner
- Produktion: Kick Film, Dieter Horres Film, BR, Jörg Bundschuh
- Musik: Heinz Grobmeier, Thomas Hahner
- Kamera: Igor Luther
- Schnitt: Clara Fabry