Originalpremiere: 2004
16.06.2005
FSK 6
Camille reist noch einmal auf die bretonische Insel Ouessant, um ihr Elternhaus, ein altes, wohnliches Gemäuer, an Pariser Interessenten zu verkaufen. Doch in der Post findet sie ein Päckchen, das an ihre verstorbene Mutter Mabé adressiert ist: Darin findet sich ein Buch, das eine Geschichte erzählt, die sich zu Beginn der 60er Jahre auf Ouessant abspielte. Neugierig beginnt Camille zu lesen - und damit beginnt eine lange Rückblende in eine Zeit, in der Inseln noch nicht als romantisch, sondern als rückständig galten. Dementsprechend misstrauisch und naserümpfend wird der junge Antoine empfangen, ein Auswärtiger, der die Mannschaft um Leuchtturmwärter Yvon verstärken soll. Yvon, der mit Antoine ganze Tage auf dem windumtosten Leuchtturm verbringen muss, behandelt das Landei zunächst denkbar ruppig. Die Kollegen wollen gemeinsam einen Brief unterzeichnen, in dem sie die Abberufung Antoines fordern. Doch Antoine, ein ehemaliger Uhrmacher mit einer seit dem Algerienkrieg verkrüppelten Hand, lässt das bretonische Mobbing unbewegt an sich abtropfen. Widerwillig zollt der wortkarge Yvon dem zurückhaltenden Fremden schließlich Respekt und sucht gar seine Freundschaft. Mit den Frauen, die Antoine schöne Augen machen, gibt's sowieso kein Problem. Doch Antoine hat nur Augen für Mabé, Yvons hübsche, etwas verhärmte Frau. Auch Mabé fühlt sich immer stärker zu Antoine hingezogen und kann ihre Gefühle so wenig im Zaum halten wie ihr stiller Verehrer. Die bewegende Lektüre des Buchs über ihre Mutter bringt Camilles Entschluss, das Haus zu verkaufen, ins Wanken. "Die Frau des Leuchtturmwärters" ist ein zu Herzen gehender Heimat- und Liebesfilm im besten Sinne, der auf der Suche nach der verlorenen Zeit das Heute wiederfindet. Nach melodramatisch orchestrierten Wendungen sucht man vergeblich. Das unglückliche Rendezvous von Freundschaft und Liebe entwickelt sich in einfachen, gleichwohl vielsagenden Gesten und lebt ganz von seiner inneren Spannung und seinen hervorragenden Darstellern. Sandrine Bonnaire, deren spröder Charme nun schon eine Generation von Kinogängern bezaubert, versprüht auch als Fahrrad fahrende Provinzlerin mit Strickjäckchen das gewisse Etwas. Der gut aussehende Grégori Derangère als verkrüppelter Algerienkrieg-Veteran nutzt seine Freundlichkeit wie einen Schutzschild; seine mysteriöse Aura kündet von der großen Bösartigkeit der Welt außerhalb dieser Insel, deren Bewohner indes auch zu kleinen Gemeinheiten fähig sind. Die gekonnt unterspielten, großen Gefühle sind eingebettet in zahlreiche Details von Land und Leuten, welche diese wehmütige Geschichte erst lebendig werden lassen.
(WDR)
Cast & Crew
- Regie: Philippe Lioret
- Drehbuch: Emmanuel Courcol, Philippe Lioret, Christian Sinniger, Claude Faraldo
- Produktion: Jean-Philippe Avenel, Damien Gailliardot, Olivier Hélie, Benoît Nguyen Lang, Ève Machuel, David Mitnik, Bruno Nizzola, Paviel Raymont, Nord-Ouest Productions, Les Productions de la Guéville, Fin Août Productions, Christophe Rossignon, Philip Boëffard
- Produktionsfirma: StudioCanal, France 2 Cinéma, Canal+
- Musik: Nicola Piovani
- Kamera: Patrick Blossier, Raphael Hassine
- Schnitt: Mireille Leroy
- Maske: Magali Ceyrat, Judith Gayo, Benoît Lestang, Véronique Nguyen
- Kostüme: Pierre Bechir
- Regieassistenz: Anne Bernard, Olivier Coutard, Natasha Dariz, Gaëlle Dumortier, Renaud Epelboin, Guillaume Plumejeau, Fanny Sabatier
- Ton: Patrice Birzin, Germain Boulay
- Spezialeffekte: Sebastien Gombeaud-Saintonge, Pascal Fauvelle, Charles-Axel Vollard
- Stunts: Rémi Canaple, Teddy Pividal
- PF_PR_DESIGN: Yves Brover-Rabinovici
- PF_SET_DEC: Thierry Rouxel