Deutsche TV-Premiere: 25.11.2009 (Das Erste)
Die einst wohlhabende Großfamilie der Arifoglus hat schon bessere Zeiten erlebt. Zwar wohnt die Sippe in dem malerischen ägäischen Badeort Foca noch immer mit vier Generationen scheinbar einträchtig unter einem Dach. Doch seit die Ölfabrik, Quelle ihres Wohlstandes, stillsteht, hängt auch der Haussegen schief. Und mit dem unerwarteten Tod des griesgrämigen Urgroßvaters Arif Arifoglu (Erol Günaydin) kommt allmählich ein Jahrzehnte verschwiegenes Geheimnis ans Licht. Sein Sohn Azmi (Tarik Papuççuoglu), mittlerweile auch schon um die 60, hat sein Leben, und damit auch das der ganzen Familie, auf einer Lüge aufgebaut: Um ihn als Nebenbuhler aus dem Weg zu räumen, hat er den eigenen Bruder Asaf (Çetin Tekindor) für tot erklärt, während dieser in Kriegsgefangenschaft weilte. Durch diesen symbolischen Brudermord konnte Azmi vor 40 Jahren Asafs Verlobte Nevin (Vahide Gördüm) heiraten - die ihre große Liebe jedoch nie vergessen konnte. Nevins unglückliches Leben, so die subtile Botschaft des vielschichtigen türkischen Melodrams, färbte auf die gesamte Familie ab: Ihr erwachsener Sohn Kemal (Halit Ergenç) ist kein Kind der Liebe. Aus ihm wurde ein Trunkenbold und Versager, der seine Frau betrügt und sich auf Kredithaie einlässt. Kemals Sohn, der 13-jährige Arif Ege (Raffaele Çedolini), erlebt gerade seine erste große Liebe. Aber auch ihm droht eine bittere Enttäuschung. Das Schicksal der Arifoglus scheint sich zum Positiven zu wenden, als der totgeglaubte Asaf unerwartet zurückkehrt. Im Gegensatz zu seinem kleinmütigen Bruder bekommt er dank seiner Eloquenz die vielfältigen familiären Probleme in den Griff. Doch als Asaf und seine große Liebe Nevin sich anschicken, das gemeinsame Leben nachzuholen, um das sie betrogen wurden, kommt es zum erbitterten Konflikt. "Erste Liebe - Ilk Ask" beginnt als humor- und gefühlvolle Romantic-Comedy - und entwickelt sich nach und nach zu einem komplexen Drama. Nihat Duraks Film ist eine Anklage gegen den überkommenen Ehrbegriff des verkrusteten türkischen Sippendenkens. Schon von der Besetzung her wirkt der korpulente, dunkelhaarige Azmi-Darsteller Tarik Papuççuoglu eher wie ein rückständiger anatolischer Bauer, wogegen Çetin Tekindor als Asaf das Auftreten eines westlichen Geschäftsmannes besitzt. Doch seine vielen leisen Zwischentöne verrät der Film zuweilen erst auf den zweiten Blick.
(ARD)
Cast & Crew
- Regie: Nihat Durak
- Drehbuch: Emre Özdur, Volkan Sümbül, Filiz Üstün Durak
- Produktion: Timur Savci, Basak Abacigil, Tim's Productions
- Musik: Fahir Atakoglu
- Kamera: Selahattin Sancakli
- Schnitt: Aytekin Birkon
- Ton: Murat Celikkol