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TV-Kritik/Review: "Die Einkreisung" ("The Alienist"): Daniel Brühl brilliert in historischem Psychokiller-Drama
(10.02.2018)
New York City, 1896: ein Polizist läuft über knirschenden Schnee. Die Nacht ist klar und ruhig. Doch auf einmal macht er einen grausigen Fund: die zerstückelte Leiche eines kleinen Jungen, der wie ein Mädchen gekleidet ist. So beginnt die Auftaktfolge von TNTs neuer, düsterer Dramaserie
Dr. Laszlo Kreizler (Daniel Brühl) ist der bekannteste Alienist in New York. Sein Spezialgebiet sind psychisch kranke Kinder, die von ihren ratlosen Eltern zu ihm gebracht werden. Allerdings mischt er sich in Sherlock-Holmes-Manier bei interessanten Fällen auch gerne mal in die Arbeit der Polizei ein. Zur Seite steht ihm dabei sein alter Studienfreund John Moore (Luke Evans), der als Illustrator bei der Zeitung arbeitet. Als die grausam zugerichtete Kinderleiche gefunden wird, schickt Laszlo seinen Freund an den Tatort, um ihn eine Zeichnung der Leiche anfertigen zu lassen. Obwohl die Fotografie Ende des 19. Jahrhunderts schon etabliert war, wurde sie in der Polizeiarbeit noch nicht als reguläres Mittel der Beweissicherung eingesetzt. Fotos dienten hauptsächlich der Identifizierung von unbekannten Opfern - und zum Festhalten eines Tatorts, wurde oftmals noch auf Illustratoren zurückgegriffen. Dieser getötete Junge ist allerdings kein Unbekannter. Es handelt sich dabei um Georgio Santorelli, der sich unter dem Namen Gloria als Kinder-Prostituierte verdingte.
Die New Yorker Polizei ist wenig erfreut über die ungebetene Hilfe von Kreizler und Moore, die mit ihren Nachforschungen den ganzen Fall zu verkomplizieren drohen. Allerdings hat die Behörde seit kurzem einen neuen leitenden Kommissar, Theodore Roosevelt (Brian Geraghty), der versucht in dem von Korruption verseuchten Nest wieder Recht und Ordnung zu schaffen. (Theodore Roosevelt war von 1901-1909 der 26. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika). Theodore, Laszlo und John hatten zusammen in Harvard studiert. Widerwillig lässt sich Roosevelt von Dr. Kreizlers Theorien über den mutmaßlichen Mörder überzeugen, kann ihn aber aufgrund von dessen zweifelhafte Rufs nicht offen in seinen eigenmächtigen Ermittlungen unterstützen.Stattdessen stellt er ihm die zwei jungen Detectives Marcus (Douglas Smith) und Lucius Isaacson (Matthew Shear) zur Seite. Die jüdischen Brüder werden von den anderen auf dem Revier aufgrund ihrer modernen, wissenschaftlichen Methoden mit Argwohn beäugt, als Juden sind sie dort sowieso schon Außenseiter. Die beiden verstehen sich auf Pathologie und forschen beispielsweise an Fingerabdrücken als einem neuen Beweismittel, einer Methode, die in dieser Zeit noch kaum Beachtung fand.Die Männer bekommen zudem noch Unterstützung von unerwarteter Seite: Sara Howard (Dakota Fanning) ist die erste Frau, die im New Yorker Police Department angestellt wurde. Wie zu erwarten, hat sie dabei keinen leichten Stand, da ihre männlichen Kollegen sie entweder nicht ernst nehmen oder als Sexualobjekt ansehen. Sara arbeitet als Sekretärin für Kommissar Roosevelt. Ihre Familie und die von John Moore kennen sich schon lange, trotzdem ist sie nicht gerade gut auf John zu sprechen. Details über die Gründe bleiben vorerst im Dunkeln. Sie ist eine sehr ehrgeizige und gebildete junge Frau aus gutem Hause, mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und Emanzipation. Als Laszlo und John den Mord an dem kleinen Georgio näher untersuchen wollen, kann Sara sich der wachsenden Faszination über den Fall nicht entziehen, und beschließt den beiden zu helfen.
So finden fünf Menschen zueinander, die auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam zu haben scheinen. Doch sie sind vereint durch ihr fortschrittliches und für die Zeit unkonventionelles Denken, das sie vor ihren Mitmenschen oft zu Außenseitern werden lässt. Laszlo hat außerdem ein persönliches Interesse an dem Fall, da ein ehemaliger Patient von ihm, Benjamin Zweig, auf eine ähnliche Art zu Tode gekommen ist wie Georgio Santorelli. Benjamin wurde damals von seinen Eltern zu Dr. Kreizler gebracht, da er den Wunsch geäußert hatte, die Kleider seiner Schwester zu tragen. Nach und nach kommen immer mehr Fälle von früheren ermordeten Jungen ans Licht, die allerdings von der Polizei selbst unter Verschluss gehalten werden. Gemeinsam versuchen Laszlo, John, Sara und die Isaacson Brüder ein Profil von dem Serienkiller zu erstellen, um ihn aufzuspüren und zu stoppen. Dabei stoßen sie allerdings auf allerlei Widerstand von verschiedenen Gruppierungen, die ein Interesse daran zu haben scheinen, die Mordserie unaufgeklärt zu lassen, und gehen auch an ihre persönlichen Grenzen. Denn sich in einen Psychopathen hineinzuversetzen, bedeutet auch in die eigenen dunklen Abgründe blicken zu müssen.
"The Alienist" ist eine sehr düstere Serie, die sich mit tiefen menschlichen Abgründen und Grausamkeiten beschäftigt. Natürlich ist diese Art der Geschichte um einen Serienkiller oder einen eigenbrötlerischen Experten, der mit unkonventionellen Methoden auf eigene Faust ermittelt, nicht neu. Und so kann man als Zuschauer schnell Parallelen zu anderen Serien wie
Allerdings sind die Charaktere der drei allesamt zunächst kühl und reserviert gezeichnet, sodass es schwer fällt gleich am Anfang Sympathien aufzubauen und mit den Figuren mitzufiebern. Insgesamt wirkt die erste Folge in ihrer Entwicklung etwas steif und langatmig, was aber in der zweiten Folge wieder ausgeglichen wird. Durch den Fall entwickeln sich die Charaktere weiter, und es wird interessant sein zu sehen, wie sich diese Entwicklung noch durch den Rest der Serie zieht.
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten zwei Episoden der Serie "The Alienist".
Jana Bärenwaldt
© Alle Bilder: TNT
Aktuell wird die Serie "The Alienist" in den Vereinigten Staaten beim Kabelsender TNT ausgestrahlt. In Deutschland wird die Serie von Netflix am 19. April 2018 veröffentlicht werden. Dabei erhält die Serie den Titel "Die Einkreisung", angelehnt an den deutschen Titel des als Vorlage dienenden Buches.
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