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TV-Kritik/Review: "The Handmaid's Tale": Elisabeth Moss glänzt in beängstigender Zukunftsvision
(08.05.2017)
Im Alten Testament hießen sie Hagar, Bilha und Silpa: Mägde, die den israelitischen Erzvätern Abraham und Jakob als Nebenfrauen und Leihmütter dienten. "Sie soll auf meine Knie gebären, dann komme ich auch durch sie zu Kindern", sagt Rachel, Jakobs unfruchtbare Frau, im Buch Genesis über Bilha.
Auf diese Überlieferung gründete die kanadische Schriftstellerin, Feministin und Polit-Aktivistin Margaret Atwood ihren wohl berühmtesten Roman, die Science-Fiction-Dystopie
"The Handmaid's Tale" macht da weiter, wo die zwei berühmtesten dystopischen Romane ("Schöne neue Welt" von Huxley und "1984" von Orwell) aufhörten. Die Erzählung ist spürbar von der ökologischen Apokalyptik der Achtziger geprägt, die Perspektive eine dezidiert feministische. Die ausformulierte Kritik am Patriarchat macht das Buch in Trump Country (Florida, Texas etc.) zur viel verhinderten Schullektüre. Weil das Buch über weite Strecken durch den inneren Monolog der erzählenden Handmaid geprägt ist, gestaltet sich eine filmische Umsetzung schwierig. Das beweist auch Volker Schlöndorffs seltsam fade Erstverfilmung (1990), die trotz Drehbuch von Star-Dramatiker Harold Pinter und prominenter Besetzung (Natasha Richardson als Offred, Robert Duvall als Commander, Faye Dunaway als seine Frau) als gescheitert gilt.
Umso großartiger deshalb, was Barry Miller nun für das Video-on-Demand-Portal Hulu daraus gemacht hat. Mit einem beeindruckendem Cast brachte der ehemalige Produzent von
Dabei sind, neben Miller, zwei Personen gar nicht genug zu rühmen: erstens Elisabeth Moss, die hier nach
Die zweite zu preisende Person ist Regisseurin Reed Morano, die die ersten drei der insgesamt zehn Folgen umfassenden ersten Staffel inszenierte. Morano hat vor zwei Jahren einen sehenswerten Film gedreht ("Meadowland" mit Moss in einer Nebenrolle), der es nicht in deutsche Kinos schaffte, ansonsten ist sie aber vor allem als gefragte Kamerafrau für Film und Serie (zuletzt
Immer wieder gibt es zudem Rückblenden in Offreds früheres Leben in Prä-Gilead-Zeiten, als sie noch June hieß, mit ihrer Freundin Moira (Samira Wiley, Poussey aus
In der ersten Szene als Offred wird Moss dann ins Bild gefasst wie auf einem Gemälde von Vermeer: Sie sitzt im Gegenlicht des Fensters ihrer mönchszellenkargen Stube, gehüllt ins typische Handmaid-Kostüm: menstruationsblutrotes Kleid und keusche weiße Haube. In den Ausstattungsdetails hält sich die Serie ebenso an die Vorlage wie der Plot, der in der ersten Staffel ungefähr die Romanhandlung abdecken dürfte und in der inzwischen bestätigten zweiten Staffel darüber hinausgehen wird. Dass sich unter den Handmaids eine Résistance bildet, wird im Roman wie auch zu Beginn der Serie bereits angedeutet: Das wäre ein guter Anknüpfungspunkt.
Neben Moss und Wiley glänzen auch die weiteren Darsteller: Yvonne Strahovski (
"Shakespeare in Love"-Star Joseph Fiennes lässt derweil als Commander Fred durchscheinen, dass die bigotten Verpflichtungen eines Lebens in Gilead keineswegs ins Glück führen. In der famosen Szene, in der Fred und Offred heimlich gemeinsam Scrabble spielen, deutet sich erstmals an, welches mögliche Empowerment in der vermeintlich Versklavten schlummert. Das Machtgefüge bekommt Risse, Freds Chauffeur Nick (Max Minghella, "Agora") bringt sich als Komplize ins Spiel.
Zwei Darstellerinnen müssen noch gesondert hervorgehoben werden, erstens die immer tolle Ann Dowd (
"The Handmaid's Tale" ist mehr als Science-Fiction. Die Rückblenden in Offreds/Junes frühere Lebenswelt, die verdächtig nach einer liberalen westlichen Gesellschaft unserer Gegenwart aussieht, deuten immer wieder an, welchen Anfechtungen unsere Zeit ausgesetzt ist - durch extremistische Eiferer jeglicher Couleur (religiöser wie politischer). Die Wahl des Sexisten und Klimawandelleugners Donald Trumps zum US-Präsidenten, die in die Drehzeit der ersten Staffel fiel, lässt Gilead als nachtfinstere Zukunftsperspektive nun noch realistischer aussehen als ohnehin schon. Beim Zuschauen sorgt das für regelmäßiges Frösteln - genau wie die sarkastisch kommentierend eingesetzten Popsongs von Lesley Gore bis zu den Simple Minds. Leichte Kost ist diese Serie nicht. Klar ist dennoch: Auf "The Handmaid's Tale" wird es in Zukunft verdientermaßen Emmys und Golden Globes regnen. Ob sich der brillante Eindruck der ersten Folgen im Lauf der Staffel noch etwas relativiert, bleibt natürlich abzuwarten. Es gibt aber keine, wirklich keine Anzeichen, dass das so kommen könnte.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Episoden von "The Handmaid's Tale".
Der Video-on-Demand-Dienst Hulu stellt derzeit eine Folge pro Woche von "The Handmaid's Tale" zum Abruf bereit. Insgesamt wird die erste Staffel aus zehn Folgen bestehen. Ein deutscher Sender ist noch nicht bekannt.
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