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TV-Kritik/Review: "The Patient": Deswegen gelingt der Psycho-Thriller mit Steve Carell und Domhnall Gleeson
(04.09.2022)
Vergangenen Dienstag startete bei dem US-Sender FX die zehnteilige Miniserie
Sam, vorerst unter dem Namen Gene, ist bei dem Psychiater Alan in Behandlung. Dieser findet jedoch in seiner Praxis keinen Zugang zu dem mysteriösen Mann, der wenig von sich preisgibt und somit einen therapeutischen Fortschritt verhindert. Als Alan das anspricht, wird Sam unruhig. Er ist aber vielmehr unzufrieden mit sich selbst, dass er die Anforderungen für eine gute Therapie nicht erfüllt und entschuldigt sich bei Alan. Beide trennen sich zunächst.
Als Alan dann plötzlich mit einer Fußfessel in Sams Haus aufwacht, ist er vollkommen verstört. Auf diesen Gefühlen kann er jedoch nicht lange rumreiten, denn Sam nimmt ihm durch sein klares Verständnis für seine Lage den Boden für jeglichen Streit. Er hat den Psychiater zu sich nach Hause gebracht, da er sich hier wohlfühlt und sich ihm so besser öffnen kann. So ist nun mal die Situation. Sam macht dabei klar, dass er sich unbedingt therapieren will, da seine Triebe fatale Auswüchse angenommen haben.
Diese Reflektiertheit des Täters ist das tragende Element der Gespräche dieser beiden Herren, die sich - obwohl moralisch wie freiheitlich im Ungleichgewicht - von Anfang an auf Augenhöhe begegnen. Alan ist zwar sein Gefangener, Sam versucht jedoch mit der allerbesten Fürsorge diesen zu bewirten. Von Anfang an begegnen sich die beiden mit Respekt, ehrlichem Respekt, und nehmen ihre jeweilige Position ernst. Für das Oh-wer-hätte-gedacht-wie-schlimm-ist-doch-der-Mensch
-Gehabe der Vorabend Krimis ist hier kein Platz. "The Patient" bleibt auf dem Boden und dadurch verdammt realistisch.
Daher ist es schön anzusehen, wie in den ersten beiden Folgen Exposition gemacht wird. Carrell und Gleeson spielen ihre Charaktere mit einer situativen Menschlichkeit, die niemals in Komödie abdriftet. Ihr Spiel ist maßgeblich an dem Gelingen dieser Konstellation beteiligt, da sie präzise Charakterstudien porträtieren, indem sie ihre Rollen als das nehmen, was sie nun mal trotzdem sind: Menschen.
Dass ein Täter Verständnis für seine Opfer haben kann und eben kein abnorm exaltierter Psychopath sein muss, wird in "The Patient" bewiesen. Denn auch die Figur des Alan Strauss ist keineswegs koscher. Sein sich entfremdender Sohn und der kürzliche Tod seiner Frau bereiten dem in die Jahre gekommenem Mann Alpträume. Umso beeindruckender sind seine Weisheit und Professionalität im Angesicht der schier ausweglosen Situation.
Das Schöne an dieser Miniserie ist wahrlich ihre Kompaktheit. Die zwanzigminütigen Episoden werden vollkommen ausgeschöpft. Es gibt keine Langeweile, aber auch keine übertriebene Hektik. Das Erzähltempo bleibt auf einer präzisen Konstante, die das dichte Psychogramm entfalten lässt, welches uns "The Patient" darlegt.
Das Kammerspiel bietet nicht nur feinste Darsteller, sondern erarbeitet sich durch Beginn an den Respekt des Zuschauers. Denn dieser ist von Anfang an maßgeblich für die Lesart dieser Geschichte, die sich nie selbst anmaßt, zu urteilen. Daher ist die Serie ein Muss für jeden gelangweilten Thriller-Liebhaber, der vielleicht nichts neues, wohl aber etwas Gediegeneres sehen möchte.
Diese Rezension basiert auf zwei der zehn Episoden umfassenden Miniserie "The Patient".
Die Miniserie "The Patient" hat seit Ende August in den USA unter der Marke FX on Hulu Premiere. Als deutsche Heimat wurde bereits Disney+ angekündigt, ein Starttermin steht noch nicht fest.
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