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TV-Kritik/Review: "Why Women Kill": Wie gut ist die neue Serie des "Desperate Housewives"-Erfinders?
(14.01.2020)
Im August 2019 startete
Beworben wurde "Why Women Kill" im Vorfeld durch Fotos der drei Protagonistinnen, wie sie eine Schusswaffe, eine Giftflasche und ein Hackebeil in der Hand halten. Wenig subtil wurde damit auf den Titel Bezug genommen und suggeriert, dass es sich um eine Serie über drei todbringende Frauen handelt. Unter Verzicht auf ein Cold Open beginnt die erste Folge direkt mit dem Vorspann: in comicartigen Bewegtbildern bringen in verschiedenen Sequenzen Frauen ihre jeweiligen Ehemänner eher brachial denn trickreich um die Ecke - weil diese sich einer außerehelichen Affäre oder einfach sonstigen schlechten Benehmens schuldig gemacht haben. Während die diversen Zeichentrickmänner ihr Blut vergießen müssen (oder einen Stromschlag in der Badewanne erhalten), läuft eine gutgelaunte Swingnummer als Titelmelodie ("L-O-V-E" von Michael Feinstein). So weiß der Zuschauer denn auch, dass ihn eine schwarze Komödie erwartet. So weit nichts Neues - auch "Desperate Housewives" und "Devious Maids" zeichneten sich - neben den soapigen dramatischen Elementen - durch eine gehörige Portion Crime, Mystery und Humor aus.
Was dann folgt, ist aber ein neuer Kniff: Die Handlung spielt sich auf drei Zeitebenen ab - 1963, 1984 und 2019. Zu allen drei Zeiten lebt eine der Protagonistinnen mit ihrem jeweiligen Ehemann in derselben Villa in Pasadena. Hier wird mit dem wandelnden Frauen- und Gesellschaftsbild gespielt und dieses in Wort und Bild veranschaulicht: Während in den 60er Jahren Beth Ann (meisterlich: Ginnifer Goodwin,
Die Promos zur Serie betonten, dass sich zwar die Rolle der Frau mit den Jahrzehnten geändert habe, nicht jedoch ihre Reaktion auf Untreue des Mannes. In Kombination mit den Fotos der Hauptdarstellerinnen und dem Vorspann ist man als Zuschauer zunächst geneigt zu erwarten, dass es sich um die Geschichte dreier Frauen handelt, die alle von ihren Ehemännern betrogen werden und diese dann alle drei deswegen töten. Jedoch schienen die Macher alsbald zu erkennen, dass diese sehr enge Fassung des Erzählrahmens womöglich dazu führen könnte, dass die Zuschauer aufgrund der eingeschränkten Erwartungshaltung gar kein allzu großes Interesse entwickeln könnten, die Geschichte über zehn Folgen zu verfolgen; und so wurde nachträglich fortwährend kolportiert, dass zwar feststehe, dass die drei Storylines eine Frau beinhalten, die jemanden tötet; dass jedoch nicht klar sei, dass die Tötende notwendigerweise die betrogene Ehefrau sei, und die getötete Person notwendigerweise der Ehemann. Mit dieser etwas unglücklichen Korrektur kann sich der Zuschauer dann doch mehr auf die fortschreitende Handlung einlassen - und sich ständig fragen, wer denn nun eigentlich von wem umgebracht wird. Hiermit spielt das Drehbuch geschickt, indem sich die Seilschaften und Beziehungen immer wieder ändern, Leidenschaft in Hass, Eifersucht in Mitgefühl umschlägt. Kurze, eingestreute Szenen, wie eine Beerdigungssequenz, geben Hinweise, aber natürlich noch keine definitive Auflösung, wer ins Gras beißen muss - das wird erst im furiosen Staffelfinale verraten, das die drei Zeitebenen visuell miteinander verflechtet.
Bis dahin benötigt der Zuschauer aber etwas Geduld; der ohnehin für eine Serie mit Seifenopernelementen (Cherry kann einfach nicht anders, und seine Fans werden diese Tatsache genießen!) recht überschaubare Cast ist auf sein jeweiliges Zeitsegment begrenzt und kann nicht miteinander interagieren; während bei den "Housewives" jede der Protagonistinnen neben ihrer eigenen Hauptgeschichte auch eine Nebenrolle in den Storylines ihrer Nachbarinnen haben konnte, und sie die Zuschauer durch Gespräche über den Gartenzaun an ihrem Innenleben Teil haben ließen, wirken die Charaktere in "Why Women Kill" weitgehend isoliert. Das macht sie schwer greifbar, und man benötigt eine ganze Weile, bis man mit ihnen warm wird. Am ehesten funktioniert das mit Beth Ann, die sich redlich bemüht, ihrer Rolle als Ehefrau in den 60ern gerecht zu werden, aber dann erfahren muss, dass ihr Ehemann ein Verhältnis mit der Kellnerin April (Sadie Calvano,
Während Beth Anns Geschichte diejenige ist, die am meisten zu Herzen geht, ist die von Simone die humorvollste. Wenn man sich heute die Over-the-Top-Storylines der Prime-Time-Seifenopern aus den 80ern ansieht, kann man kaum glauben, wie ernst diese damals genommen wurden und auch gemeint waren. Lucy Liu trägt denn auch immer ein bisschen zu dick auf, passend zu ihrer Rolle. Ihre Simone empfindet ihr Leben als perfekt, und das größte Kompliment ist für sie, von ihren Freundinnen dafür gehasst zu werden, dass sie alles hat. Aber dann werden ihr anonym Fotos zugespielt, auf denen Ehemann Karl zu sehen ist, wie er einen anderen Mann küsst! Simones Leben fällt schlagartig wie ein Soufflé in sich zusammen. Ihr Versuch, Karl schnellstmöglich rauszuschmeißen, schlägt fehl, weil dieser nicht kampflos gehen will und droht, Simones Ruf in der Gesellschaft mit der Öffentlichmachung seines "Lebensstils" zu ruinieren. Als Simone zudem erfährt, dass ihre beste Freundin Naomi (toll: Katie Finneran,
Während man sich bei den beiden Geschichten aus vergangenen Jahrzehnten immer ungefähr vorstellen kann, wie sich die Handlung weiterentwickeln könnte, ist dies bei der dritten Geschichte nicht so einfach. Eli und Taylor führen eine offene Beziehung, mit den dazugehörigen Regeln wie "Bring sie nicht mit nach Hause" und "Verliebe dich nicht in sie". Eines Abends bricht Taylor aber mit mindestens einer davon, als sie mit ihrer Affäre Jade (Alexandra Daddario) zu Hause auftaucht, weil diese von ihrem Ex-Freund verfolgt wird und ein Versteck benötigt. Eli ist nicht begeistert - bis ihm die attraktive Jade schöne Augen macht. Schnell hat er die Idee, dass er und die beiden Frauen doch auch zu dritt Spaß haben könnten. Allerdings muss er bald feststellen, dass Taylor tiefere Gefühle für Jade zu haben scheint, als sie ihm anfangs glauben machen wollte. Und auch er selbst findet an Jade zunehmend Gefallen. Auffällig an letzterem Handlungsstrang ist, dass die Geschichte vorwiegend aus Elis Perspektive erzählt wird, nicht unbedingt aus Taylors. Und so vermag Kirby Howell-Baptiste keinen so bleibenden Eindruck zu hinterlassen wie ihre Kolleginnen Ginnifer Goodwin und Lucy Liu, was bereits im Trailer zur Serie offensichtlich wird.
Vom Look and Feel her erinnert "Why Women Kill" sehr an Cherrys andere Serien. Gerade "Desperate Housewives" wirkte seinerseits ebenfalls aus der Zeit gefallen und versprühte ein Lebensgefühl der 60er Jahre. So werden sich Zuschauer, die innerlich nie ganz aus der Wisteria Lane ausgezogen sind, am ehesten in der Handlung zu Hause fühlen, die in den 60er Jahren angesiedelt ist. Gerade das Cold Open der zweiten Folge hätte so ähnlich auch genau bei den Hausfrauen stattfinden können, inklusive des pointierten Endes. Auch hinsichtlich des Scores ist Cherry seinem Stil treu geblieben; auf- und abebbende Streicher, oft mit tangoartigen Melodieverläufen, ermöglichen den schnellen Wechsel des Erzähltempos zwischen slapstickartigem Humor und nachdenklicheren Szenen.
Das Rad erfindet "Why Women Kill" nicht neu. Zuschauer von Cherrys anderen Serien wird sein neuester Wurf schnell vertraut vorkommen. Das kann man als Vorteil sehen, oder eben auch nicht. Schon aufgrund der beiden Handlungsstränge aus der Vergangenheit mag die Inszenierung altbacken wirken; vielleicht auch deswegen, weil man es so ähnlich bereits vor anderthalb Jahrzehnten im Fernsehen gesehen hat (damals bahnbrechend, heute möglicherweise etwas angestaubt). Und so mag man "Why Women Kill" eher als eine Nostalgieveranstaltung betrachten, denn eine zeitgemäße (Streaming-) Serie. Davon werden sich Liebhaber von Cherrys Arbeit aber natürlich nicht abschrecken lassen, im Gegenteil. Nicht umsonst liefen seine vorigen Serien zusammengenommen über zwölf Staffeln, größtenteils mit überragendem Erfolg. Die Zeitebenen stellen ein Novum dar, das seinerseits Vor- und Nachteile hat. Wer grundsätzlich der Meinung ist, dass ihm Cherrys neuestes Werk zusagen könnte, der sollte vielleicht etwas mehr als nur die erste Folge sehen, um beurteilen zu können, ob es ihm gefällt. Je länger man in der schicksalhaften Villa in Pasadena ein und aus geht, desto mehr wird man sich auch dort zu Hause fühlen - und sich am Ende jeder Folge, wenn die Karten abermals neu gemischt wurden, wieder fragen, wer denn nun das Staffelende nicht lebend erreichen wird.
Eine zweite Staffel ist bereits bestellt, die Serie ist aber als Anthologie angelegt - es wird also dann um gänzlich neue Charaktere gehen.
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten Staffel der Serie "Why Women Kill".
TVNOW veröffentlicht die komplette erste Staffel von "Why Women Kill" am 15. Januar 2020 als Deutschlandpremiere.
Über den Autor
Leserkommentare
Chuck_E schrieb am 18.01.2020, 22.24 Uhr:
Ich weiß nicht, ob viele der feinen Nuancen in der Synchro rüberkommen. Es wird sicherlich einiges verlorengehen, allein schon wenn ich an Lucy Lius Synchronstimme denke. Dies ist Marc Cherrys bislang beste Serie: Raffinierter als Desperate Housewives, doppelbödig, böse und höchst unterhaltsam. Das Finale ist grandios.Paula Tracy schrieb via tvforen.de am 16.01.2020, 21.20 Uhr:
Habe gerade die erste Folge geguckt. Gefällt mir, ich bleibe dran.
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