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TV-Kritik/Review: Zum Start der zweiten Staffel "Dark": Zeitreise-Drama liefert Countdown zur Apokalypse
(20.06.2019)
SPOILERWARNUNG: Dieser Artikel zur zweiten Staffel von "DARK" setzt die erste Staffel als bekannt voraus. Netflix hat zu Reviewzwecken für die zweite Staffel vier (von acht) Episoden zur Verfügung gestellt.
Die erste Staffel der ersten deutschen Netflix-Serie
Auch in der Serienhandlung ist seit dem Ende von Staffel eins Zeit vergangen, allerdings nur acht Monate. Das erklärt leidlich, warum einige der jugendlichen Darsteller inzwischen doch deutlich älter aussehen. Eine Einblendung zu Anfang lässt uns wissen, dass Winden in der Gegenwart des Jahres 2020 nur noch wenige Tage von der atomaren Apokalypse entfernt ist. Allerdings wiederholen sich diese Einblendungen später - dem ablaufenden Countdown entsprechend angepasst - auch auf den früheren Zeitebenen. Und der mysteriöse Oberbösewicht Noah (Mark Waschke) raunt, bald werde sich "der letzte Zyklus" vollenden. Heißt das also, dass die Zeit danach aufhört oder alles wieder von vorne anfängt? Ob und wie der Super-GAU des AKWs in der knappen Zeit verhindert werden kann, scheint jedenfalls die zentrale Frage der zweiten Staffel zu sein.
Zunächst einmal muss sich Jonas aber in der unwirtlichen Zukunft mit der paramilitärisch organisierten Bande junger Menschen arrangieren, die ihn im ersten Staffelfinale aufgegriffen hatte. Er erfährt, dass die Ruine des AKWs noch ein großes Geheimnis birgt. Im Sommer 2020 übernimmt ein von auswärts kommender Kommissar (Sylvester Groth, zuletzt großartig in
Das muss auf schockierende Weise auch Hannah Kahnwald (Maja Schöne) erfahren, als ein ungepflegter mittelalter Mann die Tür zu ihrem Haus aufschließt und sich als ihr verschwundener Sohn Jonas vorstellt. Neben dem von Groth gespielten Außenseiter kann - auf einer anderen Zeitebene - auch der bereits pensionierte Kommissar Egon Tiedemann (Christian Pätzold) das Ermitteln nicht lassen. Dabei stößt der sture Ex-Polizist nicht nur auf allerlei Ungereimtheiten, sondern auch auf einen von ihm bereits 33 Jahre zuvor befragten Tatverdächtigen, der zu seiner großen Überraschung immer noch in der Psychiatrie sitzt - und Egon erklärt, dessen kurz bevorstehendes Todesdatum aus der Zeitung zu kennen...
Es ist schon faszinierend, wie Jantje Friese mit ihren Koautoren alle Fäden in der Hand hält, ohne den Überblick über die unzähligen Verknüpfungen zu verlieren. Allerdings wirkt das Ganze inzwischen doch manchmal etwas überkonstruiert. Der Fortgang der Handlung leidet an manchen Stellen unter dem Bemühen, allen Figuren(beziehungen) gerecht zu werden. Einige der tollen Schauspieler der ersten Staffel kommen dabei in den ersten vier Folgen der zweiten viel zu kurz: Jördis Triebel, aber vor allem Oliver Masucci, der als Mikkels Vater Ulrich bislang nur einmal grimmig und schweigend in die Kamera gucken durfte. Insgesamt leidet zumindest die erste Hälfte der Fortsetzung unter den typischen Problemen einer zweiten Staffel: In der ersten waren die Autoren noch frei, eine ganze Welt zu entwerfen, als Zuschauer beobachtete man fasziniert, wie sich diese nach und nach entfaltete und die Beziehungen zwischen den Figuren und den unterschiedlichen Zeitebenen deutlich(er) wurden. Die Folgestaffel muss nun aus all den eingeführten Beziehungen etwas machen, ohne die Erwartungen der Fans zu enttäuschen. Die Handlungen müssen vorangetrieben werden, ohne gleichzeitig schon zu viel des Mysteriums zu verraten - schließlich soll es ja auch noch eine dritte (und finale) Staffel geben. So ziehen sich die neuen Episoden teilweise doch ganz schön.
Worauf sich die Serie und Regisseur bo Odar nach wie vor verstehen, ist Atmosphäre. So gibt es in jeder Folge eine sehr stimmungsvolle Parallelmontage diverser Handlungsstränge, untermalt von stilvoll ausgewählten Independent-Popsongs. Die Szenenmusik von Ben Frost wiederholt sich allerdings zu häufig und nervt aufgrund ihrer ständigen Präsenz inzwischen mehr, als sie zur Spannungssteigerung beitrüge.
"Dark" hat nach wie vor eine faszinierende Ausgangsidee und die Macher haben mit Staffel eins bewiesen, dass sie über die Fähigkeiten verfügen, diese auch auszugestalten. Zu Beginn von Staffel zwei scheint nun etwas Sand ins zuvor ebenso reibungslos wie die Zeitmaschinen laufende Getriebe der multiplen Handlungen gekommen zu sein. Es hängt von den weiteren Folgen dieser und dann natürlich insbesondere von der Auflösung des Ganzen in der letzten Staffel ab, ob man am Ende auf "Dark" nicht nur als eine mutige, sondern auch gelungene deutsche Serie zurückblicken wird.
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten vier Episoden der zweiten Staffel der Serie "Dark".
Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: Netflix
Bei Netflix wird die zweite Staffel der Serie "Dark" mit ihren acht Folgen am 21. Juni 2019 veröffentlicht.
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