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Charlie's Angels

Drew Barrymores seelenlose Neuauflage - von Ralf Döbele
(26.09.2011, 11.55 Uhr)
Drew Barrymores seelenlose Neuauflage - von Ralf Döbele
ABC
Charlie's Angels/ABC

"Charlie?s Angels" reloaded
"Charlie?s Angels" reloaded

Neuauflagen sind wie eine Schachtel Pralinen: Man weiß nie, was man bekommt. In den letzten Jahren hatten wir schon sämtliche Variationen - herausragendes Update mit nostalgischen Untertönen ( "Battlestar Galactica"), selbstironischer Action-Kracher unter Palmen ( "Hawaii Five-0"), zum Scheitern verurteilte Neo-Noir-Poolparty ( "Melrose Place") und ein schnell wieder eingemotteter Fall von "Huch! Was war das denn?" ( "Bionic Woman") Einige beachtenswerte Erfolge waren jedenfalls dabei, so dass es nicht verwundert, dass auch in der aktuellen Saison ein Klassiker wiederbelebt wird: Drei gutaussehende und mit sämtlichen Kampf- und Spionage-Wassern gewaschene Engel sind erneut im Auftrag des mysteriösen Charlie in der Serienlandschaft unterwegs.  "Charlie's Angels" sind zurück.

Auf den Tag genau 35 Jahre nach dem Start des Originals schickte ABC am 22. September seine von den  "Smallville"-Machern Alfred Gough und Miles Millar entwickeltes Neuauflage an den Start. Sogar einen waschechten Ex-Engel hat das Format als Produzentin im Gepäck - Drew Barrymore, die in den beiden Kinoabenteuern Ex-Rockerbraut Dylan verkörperte. Im zweiten Film wurde ihr die besondere Ehre zuteil, in einer Bar die Vision des legendären Engels Kelly Garrett (Jaclyn Smith) zu empfangen. Solche nostalgischen Anflüge schloss Showrunner Alfred Gough für die neue Serie bereits im Vorfeld klar aus. Im Gespräch mit dem Online-Portal DigitalSpy machte er deutlich, dass er alles was "Camp" oder "Retro" sei, bei der neuen Serie vermeiden wolle. Man muss sich im Nachhinein also nicht wirklich wundern, dass aus dem Piloten der reinste Albtraum für jeden TV-Nostalgiker geworden ist. Dass er aber auch unvorbelasteten Zuschauern praktisch nichts zu bieten hat, ist dann aber doch eine bemerkenswerte Leistung. Zur Info: Das war humorvoller Sarkasmus. Bei "Charlie's Angels" werden Sie den nicht finden.

Engel Gloria (Nadine Velazquez) fällt einem Mordanschlag zum Opfer
Engel Gloria (Nadine Velazquez) fällt einem Mordanschlag zum Opfer

"Es waren einmal drei junge Frauen, die in große Schwierigkeiten gerieten. Die erste war eine Park Avenue-Prinzessin und Diebin (Rachael Taylor als Abby). Die zweite war ein Marine, für Tapferkeit ausgezeichnet und für einen tödlichen Fehler vor ein Kriegsgericht gestellt (Nadine Velazquez als Gloria). Und die dritte war ein pflichtbewusster Police Detective, mit einem Hang zur Bestechlichkeit (Annie Ilonzeh als Katie). Jeder von ihnen machte Fehler und ich gab ihnen eine zweite Chance. Und jetzt arbeiten sie für mich. Mein Name ist Charlie." Der geheimnisvolle Chef der in Miami angesiedelten Townsend Agency, der sich stets nur über ein Sprechgerät an seine Engel wendet, wird gleich für die zweite Folge einen neuen Eröffnungstext aufnehmen müssen. Denn kurz nachdem die drei Engel ein Mädchen aus den Händen des Menschenhändlers Rodrigo befreit haben, fliegt Gloria mitsamt ihrem vor der Agentur geparkten Wagen in die Luft.

Auf der Spur der Attentäter treffen Bosley und die zwei verbliebenen Engel schnell auf Eve (Minka Kelly), eine erfahrene Streetracerin und Kindheitsfreundin von Gloria. Zunächst begegnen Abbie und Katie ihr mit Misstrauen, wollen lieber alleine für Gerechtigkeit sorgen und Rodrigo auffliegen lassen. Doch schnell zeigt sich, dass Eve sich hervorragend in Charlies Team einfügt.

Zwei Engel teuflisch undercover: Eve (Minka Kelly) und Abby (Rachael Taylor)
Zwei Engel teuflisch undercover: Eve (Minka Kelly) und Abby (Rachael Taylor)

Eines muss man den neuaufgelegten Engeln lassen: In den ersten fünf Minuten hat der Pilot Einiges zu bieten - wunderschöne Farben in der neuen Location Miami, elegante Action und eine effektvolle Strand-Sequenz. Leider bleiben danach noch 37 Minuten übrig. In denen fällt dann  "Charlie's Angels" komplett auseinander. Wie diese Folge ohne Neuaufnahmen und Besetzungswechsel an den ABC-Verantwortlichen vorbeikommen konnte, ist beim besten Willen nicht nachvollziehbar. Rachael Taylor starrt die ganze Zeit leicht genervt und etwas desorientiert durch die Gegend und kann nicht einmal ihren Entsetzensschrei bei der Autoexplosion glaubwürdig rüberbringen. Immerhin bleibt Annie Ilonzeh dafür fast komplett ausdruckslos. Und Ramon Rodriguez als neuer, besserer, schönerer, metrosexuelle Bosley hätte statt seines Sixpacks lieber zunächst andere Vorzüge trainieren sollen. Seine Schauspielkunst vielleicht?

Zugegeben, das  Original konnte in dieser Hinsicht nun wirklich auch nicht immer punkten, schließlich handelte es sich um eine Aaron Spelling-Serie. Aber immerhin hatten die Engel um Jaclyn Smith eine gewaltige Portion Ausstrahlung. Über die verfügt in der Neuauflage lediglich Minka Kelly als Eve, die ihre Kolleginnen in praktisch jeder Szene mühelos an die Wand spielt. Das überrascht nicht wirklich, überzeugte sie doch bereits als Lila Garrity in dem Football-Drama  "Friday Night Lights". Als Engel unter Ungleichen kann man sie hier allerdings nur bemitleiden. Zwischen den drei Mädels klickt es praktisch nie und ohne Chemie zwischen den Hauptdarstellern kann eine Serie nicht funktionieren..

Der neue Bosley (Ramon Rodriguez) - jetzt Poolparty-tauglich
Der neue Bosley (Ramon Rodriguez) - jetzt Poolparty-tauglich

Das Erschreckendste an "Charlie's Angels" ist nicht die Oberflächlichkeit - wer hier ein tiefgehendes Drama erwartet, ist ohnehin nicht mehr zu retten. Was aber das Ganze endgültig zum Untergang verurteilt, ist das fast vollständige Fehlen von Humor. Das Original spielte selbstbewusst mit dem eigenen Camp-Faktor und nutzte den ungelenken und knuddeligen Bosley (damals David Doyle) oftmals als Motor hierfür. Ein "Charlie's Angels", das sich selbst zu Ernst nimmt, kann man als Zuschauer nun wirklich nicht ernst nehmen. Selbst McG begriff dies, als der Regisseur die drei Engel als Kino-Update vor zehn Jahren an den Start schickte. Die beiden Filme waren vollkommen abgehoben, unglaubwürdig, überdreht - und machten so verdammt viel Spaß. Dass Drew Barrymore hier nicht aus ihrer eigenen Leinwand-Vergangenheit gelernt hat, ist geradezu schockierend.

Was die Filme außerdem zu bieten hatten, war ein hervorragender Soundtrack - die Neuauflage gibt sich leider mit austauschbarer Chart-Ware zufrieden, die man schon tausendmal gehört hat. Und Alfred Goughs beschworene Vermeidung jedes nostalgischen Anflugs führt dazu, dass Charlies Stimme nun aus einem aufgemotzten Sprechgerät dröhnt, das im früheren Leben vermutlich die Vulkanier in "Star Trek - Der erste Kontakt" auf der Erde landen ließ. Dieses legendäre Accessoire im Gegensatz zur restlichen High Tech-Einrichtung der Townsend Agency unangetastet zu lassen, wäre eine simple und liebevolle Verbeugung vor dem Original gewesen - und auch eine Möglichkeit für den einen oder anderen In-Joke. Doch über soviel Gespür verfügen die Macher offensichtlich nicht. Nachdem Gloria bei der Autoexplosion stirbt, ist Abby am Boden zerstört. In Tränen wendet sie sich Kate zu: "Ich hätte nie gedacht, dass mein Herz so schmerzen könnte..." Amen, Engelchen. Amen.
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Meine Wertung: /5

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