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Der Doppel-Streik, die Evolution im Streaming-Markt und Sparzwänge allenthalben: Das internationale Fernsehjahr 2023 im Rückblick

von Bernd Krannich
(28.12.2023)

Dick Clark Productions

Golden Globes

Über den Großteil eines Jahrhunderts konnten sich die Golden Globes einen zentralen Platz in der Awards Season der US-amerikanischen Unterhaltungsindustrie sichern - und dabei mehr Gewicht erringen, als der kleinen, häufiger umstrittenen Organisation von "Hollywoods Auslandspresse" (Hollywood Foreign Press Association, weniger als 100 Mitglieder) eigentlich zustehen würde. Die hatte sich schlicht mit der eigenen Preisverleihung auf den frühesten Platz unter den Preisverleihungen gesetzt und wurde damit zum umworbenen Gradmesser vor allem für das wenige Wochen später ausgetragene Oscar-Rennen.

Am 10. Januar 2023 wurden die Golden Globes zum 80. Mal verliehen,  "House of the Dragon" und  "Abbott Elementary" wurden zu den besten Serien gekürt. Die Öffentlichkeit ahnte damals nicht, dass es die letzten Globes in der bisherigen Form sein würden. Denn Mitte des Jahres wurde bekannt, dass sich die HFPA auflösen würde, die Rechte an den Globes wurden an Dick Clark Productions "verkauft" (der Erlös daraus fließt den bisherigen wohltätigen Zwecken der HFPA zu, die meisten HFPA-Mitglieder sind auch in der neuen Jury dabei). Somit wird die Veranstaltung zu einer weiteren in der Reihe von "Kritikerpreisen", die fortan ausschließlich dem privaten Gewinnstreben verpflichtet sind. Man wird sehen müssen, ob die Globes auch weiterhin die Starpower anziehen können.

Serie wechsle dich

Dass "abgesetzte" Serien aus finanziellen Gründen von "ihrem" Medienkonglomerat gerettet werden, ist ein alter Hut. Für Aufregung sorgte im Frühjahr die Ankündigung, dass FOX  "9-1-1 Notruf L.A." nicht über die siebte Staffel hinaus fortsetzen würde: Das Rettungsdienst-Drama ist eine der quotenstärksten Serien im linearen US-Fernsehen überhaupt. Doch für FOX rechnete sich die Serie nicht mehr, weil mit Werbung im linearen Fernsehen kaum noch Geld zu verdienen ist. So sprang ABC ein, eine Unternehmensschwester der "9-1-1"-Produzenten 20th Television. Insgesamt rechnet sich der Deal hier wegen der zusätzlichen Einnahmen durch die Streamingauswertung und internationale Verkäufe - Geld, das bereits vorher die gemeinsame Mutterfirma The Walt Disney Company glücklich gemacht hatte.

Ein bisschen anders gelagert ist der Fall bei  "Doctor Who". Dort hat BBC Studios, ein kommerzieller Arm der BBC, seine Rechte an der Serie an das Produktionsstudio Bad Wolf abgetreten, um die Rückkehr von Showrunner Russell T Davies zu sichern. Damit öffnete man den Weg dafür, dass Disney+ als Ko-Produzent einsteigen konnte, was der Serie eine deutliche Budget-Erhöhung bescheren soll. Aber BBC Studios verzichtet auf Geld. Im November wurden die ersten Folgen unter dem neuen Deal weltweit bei Disney+ veröffentlicht.

Kurzlebig war vermutlich die Rettung für  "Minx", das beim Streaminganbieter Max unsanft beendet worden war, obwohl eine fertige Staffel im Archiv lag: Hier wirkten mal wieder Synergieeffekte, da "Minx" von Lionsgate TV hergestellt wird, seines Zeichens ein Schwesterunternehmen des Pay-TV-Senders Starz. Unglück im Glück: Da Starz' Mutterfirma gerade aus strategischen Gründen dabei ist, für Lionsgate TV neue Besitzer zu suchen (einstweilen wurde das Studio als eigenes Unternehmen "ausgegliedert"), fallen für die Zukunft die bisherigen Synergieeffekte weg: Eine dritte Staffel erscheint unwahrscheinlich.

Öffentlich-rechtliche Sender in Finanzierungsnot

Nicht nur in Deutschland wird mit viel Emotionen über die finanzielle Ausstattung der öffentlich-rechtlichen Sender diskutiert und gerungen. Auch in Kanada und Großbritannien herrscht Sparzwang für die Sender.

Das Ringen der BBC mit den konservativen britischen Regierungen der vergangenen 13 Jahre ist traurig mitanzusehen: Im UK wird die BBC über eine Steuer finanziert, deren Einnahmen von der seit 2010 regierenden konservativen Partei immer weiter beschnitten werden. Zunächst wurde langfristig eine Ausgleichszahlung aus der Rentenkasse an die BBC für "steuerbefreite Senioren-Haushalte" abgeschafft, zuletzt die Steuer in Zeiten der galoppierenden Inflation eingefroren und nun ein zugesagter "Inflationsausgleich" niedriger angesetzt als erwartet: Statt einer Steigerung um 15 Pfund wurde die Steuererhöhung auf 10,50 Pfund festgelegt (Jahressteuer dann 169,50 Pfund). Auch, wenn sich die Zahlen hoch anhören, bleibt der BBC wegen Inflation effektiv deutlich weniger Geld als zuvor. Aktuell ist die Finanzierung der BBC durch Steuern bis 2027 "per Dekret" genehmigt. (Royal Charter - "der König" gesteht der BBC wegen der Erfüllung ihrer Aufgaben für das Allgemeinwohl das Recht zu, eine Steuer zu erheben; in der repräsentativen Monarchie Großbritanniens erfüllt der "König" aber nur den Willen der gewählten Regierung - und die hält die BBC als öffentliches Angebot für grundsätzlich "falsch".)

Auch in Kanada ist das öffentlich-rechtliche Fernsehen CBC (englisch) und Société Radio-Canada (französisch) unter Druck: Hier werden 70 Prozent des Budgets vom Staat zugeschossen, der aktuell von der Liberal Party geführt wird (die dem öffentlich-rechtlichen Programm eher wohlgesinnt ist). Der Staat hat die Rundfunkanstalten vorgewarnt, dass aufgrund Inflation 2024 weniger als die diesjährigen 1,27 Milliarden kanadischen Dollar bereitgestellt werden können - alle Regierungsprogramme sollen etwa drei Prozent des Budgets einsparen. Daneben steigen auch bei der CBC die allgemeinen Kosten für Rohstoffe (Elektrizität, Beheizung) sowie Produktionen und Gehälter, so dass schon im laufenden Jahr 120 Millionen kanadische Dollar gefehlt haben. Für das kommende Jahr sind bereits deutliche Programmeinsparungen angekündigt und ein Stellenabbau von 800 Personen (drei Viertel davon Entlassungen, ein Viertel der Wegfall von aktuell unbesetzten Stellen).


 

Über den Autor

Bernd Krannich ist Jahrgang 1974 und erhielt die Liebe zu Fernsehserien quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater war Fan früher Actionserien und technikbegeistert, Bernd verfiel den Serien spätestens mit Akte X, Das nächste Jahrhundert und Buffy. Mittlerweile verfolgt er das ganzes Serienspektrum von "The Americans" über "Arrow" bis "The Big Bang Theory". Seit 2007 schreibt Bernd beruflich über vornehmlich amerikanische Fernsehserien, seit 2014 in der Newsredaktion von TV Wunschliste.

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Leserkommentare

  • TheRealSnakePlissken schrieb am 01.01.2024, 12.23 Uhr:
    Sehr aufschlussreich, Tendenzen ähnlich auch in der Schweiz in Sachen Sparzwänge beim ÖR.
  • User 65112 schrieb am 31.12.2023, 21.14 Uhr:
    Solche Hintergründe finde ich immer sehr interessant, Danke!!