Weiterer Titel: Zwischen Wahnsinn und Kunst
Deutsche TV-Premiere: 29.11.2007 (SWR Fernsehen)
Die Sammlung Prinzhorn, die weltweit bedeutendste Sammlung bildnerischer Werke von Psychiatriepatienten, hat seit ihrem Entstehen Anfang der 1920er Jahre nachhaltigen Einfluss auf die psychiatrische und therapeutische Praxis. Auch die Kunst der Moderne, namentlich Paul Klee, Alfred Kubin, Max Ernst und mit ihm die surrealistische Bewegung, begeisterte sich für die Werke der "Irrenkunst", die der Heidelberger Arzt und Kunsthistoriker Hans Prinzhorn (1886 - 1933) in seinem Buch "Bildnerei der Geisteskranken" 1922 publizierte. Prinzhorn gilt als Wegbereiter neuer Therapieformen, vor allem der Kunsttherapie. Sein Ansatz, den Werken von Anstaltsinsassen einen Wert beizumessen, war ein mutiger erster Schritt auf einem damals noch unbekanntem Terrain. Noch zur Zeit Prinzhorns gehörten Maßnahmen wie Arretierung, Gewaltanwendung und Isolation zum Klinikalltag. Die von den Nationalsozialisten propagierte Vorstellung von der "Vernichtung lebensunwerten Lebens" führte zur planmäßigen Tötung von Psychiatriepatienten. Erst viele Jahre nach dem Krieg wiederentdeckt, wandert die mittlerweile 5.000 Werke umfassende Sammlung mit ihren wechselnden Ausstellungen heute rund um den Globus und bietet ein Forum für die Kunst von Psychiatriepatienten gestern und heute.
(3sat)